Gehörschutz: die richtige Wahl für optimalen Schutz des Gehörs
In einigen Arbeitsbereichen kann es durch Maschinen, Geräte und Anlagen sehr laut werden. Um irreversible Hörschäden oder Ohrgeräusche zu vermeiden, ist der richtige Gehörschutz essenziell. Daher gilt es, sich über die unterschiedlichen Arten von Gehörschutz, deren Unterschiede, sowie gesetzliche Verordnungen zu informieren.
Weshalb ist Gehörschutz so wichtig?
In unserem Ohr befinden sich sogenannte Haarsinneszellen, welche Schwingungen empfangen und in Form eines elektrischen Signals an den Hörnerv weitergeben. Abhängig von der Lautstärke haben die Wellen im Gehörgang eine große oder kleine Amplitude. Je größer diese ist, desto stärker werden die Haarzellen abgeknickt.
Bei zu großem Lärm knicken die Härchen so stark ab, dass sie sich nicht mehr aufrichten können. Das Hörvermögen vermindert sich somit dauerhaft und irreversibel.
Wann ist Gehörschutz notwendig?
In der Richtlinie 2003/10/EG (Mindestvorschriften zum Schutz von Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer vor der Gefährdung durch physikalische Einwirkungen (Lärm)) sind Grenzwerte festgelegt, ab denen Gehörschutz zur Verfügung zu stellen, beziehungsweise zu tragen, ist.
- Wenn der Tages-Lärmexpositionspegel einen Wert von 80 dB oder der Spitzenschalldruckpegel einen Wert von 135 dB überschreitet, muss der Arbeitgeber Gehörschutz zur Verfügung stellen.
- Werden die entsprechenden Werte von 85 dB, beziehungsweise 137 dB überschritten, ist der Arbeitnehmer verpflichtet, den Gehörschutz zu tragen.
Allgemeine Anforderungen
Die Norm DIN EN 352 regelt die allgemeinen Anforderungen an Gehörschutz im Rahmen von Arbeitsschutzkleidung. Die Auswahl eines angemessenen Gehörschutzes richtet sich nach den spezifischen Arbeitsbedingungen, sowie der Art des auftretenden Lärms. Alle Gehörschützer sind zu kennzeichnen mit:
- Herstellername oder Handelsmarke mit Modellbezeichnung
- EN-Nummer
- Hinweisen zum Einsetzen, zur Anwendung und zum Tragen
- Nenngrößen-Angaben
- CE-Kennzeichnung
- Hinweisen zu Wiederverwendbarkeit oder Einmalgebrauch (Stöpsel-Gehörschutz)
- Rechts- beziehungsweise Linkskennzeichnung (bei Otoplastiken)
Wichtige Werte
Die HML-Werte geben an, wie hoch die Schalldämmung in Bezug auf drei Frequenzbereiche ist:
- H (igh): Frequenzbereich zwischen 2000 und 8000 Hz
- M (iddle): Frequenzbereich zwischen 1000 und 2000 Hz
- L (ow): Frequenzbereich zwischen 63 und 1000 Hz
Der SNR– (Single Number Rating) Wert bezeichnet die mittlere Dämmung und damit die durchschnittliche Schutzwirkung des Gehörschutzes.
Beispiel: Ein Gehörschutz mit einem SNR-Wert von 35dB dämmt eine Lärmbelastung von 100 dB auf 65 dB runter.
Welche verschiedenen Modelle gibt es?
Bei der Wahl des passenden Gehörschutzes gilt es verschiedene Komponenten zu beachten, wie z.B. den Tragekomfort, Dämmeigenschaften und hygienische Aspekte.
Wichtig: Es gilt die Dämmeigenschaften des jeweiligen Gehörschutzes zu beachten. Nicht jeder Gehörschutz kann jeden Frequenzbereich dämmen.
Stöpsel-Gehörschutz
Gehörschutz-Stöpsel sitzen direkt im Gehörgang. Sie bestehen entweder aus Schaumstoff, Wachs oder Silikon. Dabei gibt es verschiedene Arten:
- Stöpsel, die vor Gebrauch zu formen sind und nur einmal verwendet werden können
- Vorgeformt und für den einmaligen Gebrauch
- Vorgeformt und für den mehrmaligen Gebrauch
Vorteile:
➕ Kostengünstig
➕ Hohe Dämmung möglich
➕ Zusätzliche PSA (Brillen, Masken) ohne Beeinträchtigung tragbar
➕ Leicht und kompakt
Nachteile:
➖ Druckgefühl bei langer Tragedauer
➖ Korrektes Einsetzen verlangt Übung
Kapselgehörschutz
Die Kapseln des Gehörschutzes umschließen die Ohrmuscheln und werden mit Bügeln gehalten. Sie sind innen mit Schaumstoff ausgepolstert und sitzen direkt am Kopf. Zudem ist er mit oder ohne elektronische Zusatzeinrichtung, wie beispielsweise Funkverkehr oder Musikempfang, erhältlich. Die Dämmwirkung reicht von ca. 20 dB bis zu 37 dB.
Vorteile:
➕ Robust und anwenderfreundlich
➕ Kein Druckgefühl im Ohr
➕ Hohe Dämmung möglich
➕ Schützt das Ohr zusätzlich vor Schmutz und anderen Außeneinwirkungen
Nachteile:
➖ Verminderte Luftzirkulation führt zu Schweißbildung
➖ Hygiene wird oft vernachlässigt
Bügelgehörschutz
Bügelgehörschutz ähnelt Gehörschutzstöpseln, der Unterschied ist jedoch, dass sie einen Bügel besitzen, den man sich um den Hals hängen kann. Da der Stöpsel von außen auf dem Gehörgang sitzt, wird dies beim Tragen meist als deutlich angenehmer empfunden.
Vorteile:
➕ Angenehmes Tragegefühl, auch bei langer Tragedauer
➕ Häufiges Auf- und Absetzen wird erleichtert
➕ Geringes Gewicht
Nachteile:
➖ Keine starke Dämmung möglich, da Stöpsel von außen auf Gehörgang sitzt
Otoplastiken
Unter einer Otoplastik versteht man individuell an den Gehörgang angepassten Gehörschutz. Dieser hat eine fest vorgegebene Position, sitzt deshalb immer richtig und es gibt keine Schwierigkeiten beim Einsetzen. Otoplastiken sind jedoch teurer als herkömmlicher Gehörschutz und können nur bei einem Hörakustiker erworben werden, der sie fachgerecht anpasst.
Vorteile:
➕ Bestmögliche Paßform
Nachteile:
➖ Preis
Philipp Wiedemann ist geschäftsführender Gesellschafter der Arbeitsschutz Express GmbH in Leipheim.