Arbeitsschutz nach DIN ISO 45001
Arbeitsschutz ist für kleine Unternehmen von großer Bedeutung: Schlechte Gesundheits- und Arbeitsschutzmaßnahmen haben einen unverhältnismäßig großen Effekt auf kleinere Organisationen, die über weniger Ressourcen verfügen. Das macht sie anfälliger, wenn etwas schief geht.
Ein Arbeitsunfall zum Beispiel verursacht in Organisationen jeder Größe Ausfallzeiten und Störungen. In einem kleinen Unternehmen kann das jedoch zur Folge haben, dass die Arbeit komplett zum Erliegen kommt. Vor allem dann, wenn es sich zu sehr auf nur eine Person verlässt, um zentrale Aufgaben, wie die Wartung eines wichtigen Anlagenteils oder die Arbeit mit einer komplizierten Kalkulationstabelle, durchzuführen und diese Person erkrankt, kann es zu gewaltigen und nachhaltigen Problemen und Einbußen kommen.
Schlechte Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz bezieht sich nicht nur auf Unfälle. Es geht auch um die Bedingungen, die einen schlechten Gesundheitszustand und eine niedrige Arbeitsmoral zur Folge haben. Diese können sich z.B. in einem hohen Krankenstand, einer hohen Personalfluktuation, einer geringen Produktivität und einem schlechten Ruf äußern.
Nicht nur kann letzteres schnell in der lokalen Gemeinschaft bekannt werden, es beeinflusst auch wie Kunden und Lieferanten Sie sehen – zu Ihrem Nachteil.
Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
Was passiert umgekehrt, wenn ein kleines Unternehmen einen ausgezeichneten Arbeitsschutz hat? Ein Resultat ist, dass eine Menge Kosten, wie z.B. Versicherungsbeträge und Kosten für den Ersatz von Arbeitskräften und -geräten gesenkt werden.
Gleichzeitig fallen weniger Ausfallzeiten an, was wiederum zu höheren Einnahmen führt. Weniger Krankheiten und ein besseres Wohlbefinden tragen außerdem zu einer höheren Arbeitsmoral und Produktivität bei und beeinflussen die Reputation positiv.
Gute Arbeitsschutzvorkehrungen ziehen nicht nur bessere Mitarbeiter, sondern auch bessere Kunden an. Heutzutage sind Organisationen sehr an sozialer Verantwortung entlang ihrer Lieferkette interessiert – und Arbeitsschutz ist ein Aspekt davon. Zeigen Sie potenziellen Kunden, dass Sie einen ausgezeichneten Arbeitsschutz haben und es wird sich zu Ihren Gunsten auswirken.
ISO 45001 für kleine Unternehmen
Eine unanfechtbare Möglichkeit, exzellente Arbeitsschutzmaßnahmen zu demonstrieren, ist die Zertifizierung nach der international anerkannten Arbeitsschutznorm ISO 45001. Für kleinere Unternehmen kann dies jedoch eine entmutigende Vorstellung sein – denn internationale Managementsystemnormen werden von manchen als unnötig bürokratisch und kompliziert empfunden.
Tatsächlich legen Standards viel Wert auf Proportionalität: Die Arbeit, die in die Ausführung fließt, steht immer im Verhältnis zur Größe der Organisation. Ein Unternehmen sollte stets mehr aus einem Standard herausholen, als es hineinsteckt. Ziel ist es, sicherzustellen, dass kleinere Organisationen gesündere und sicherere Arbeitsplätze einrichten und die Vorteile dieser genießen können, anstatt unter den Auswirkungen zu leiden.
Die Norm ISO 45001 ist in insgesamt 10 Abschnitte unterteilt, welche die Anforderungen für eine Zertifizierung beinhalten. Die wichtigsten Punkte im Überblick:
Abschnitt 1: Anwendungsbereich
umfasst die Anforderungen für das Managementsystem und die beabsichtigten Ergebnisse. Die ISO 45001 zielt nicht nur auf die Bereitstellung eines Rahmens für Arbeits- und Gesundheitsschutz-Managementsysteme (A&G-MS) ab, sondern ausdrücklich auf das Verhindern von Arbeitsunfällen und berufsbedingten Erkrankungen und die Gewährleistung sicherer und gesunder Arbeitsplätze.
Abschnitt 2: Normative Verweise
wurde lediglich beibehalten, damit eine einheitliche Nummerierung aller ISO-Managementsystemnormen gegeben ist.
Abschnitt 3: Begriffe und Definitionen
Einige der Schlüsselbegriffe sind grundlegend für die Anforderungen des Standards – beispielsweise „Konsultation – das Einholen von Ansichten vor dem Treffen einer Entscheidung“.
Abschnitt 4: Kontext der Organisation
steckt den Rahmen für die Organisation sowie den Anwendungsbereich und die Grenzen für das Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagementsystem ab. Wichtig ist, dass die ISO 45001 an die strategische Ausrichtung der Organisation angeglichen wird, um das A&G-Management in den wesentlichen Geschäftsfunktionen zu verankern und nicht als alleinstehende Disziplin zu handhaben. Dieser Klausel entsprechend muss eine Organisation die internen und externen Faktoren ermitteln, die ihre Fähigkeit beeinflussen können, mit ihrem A&G-MS die beabsichtigten Ergebnisse zu erzielen. Es wäre nicht akzeptabel, einen bestimmten Unternehmensbereich aufgrund einer schlechten Arbeits- und Gesundheitsschutzleistung auszuschließen.
Abschnitt 5: Führung und Arbeitnehmerbeteiligung
ist der Eckpfeiler für den Erfolg des Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagementsystems. Gemäß ISO 45001 ist die leitende Geschäftsführung für das Verhindern von Arbeitsunfällen und berufsbedingten Erkrankungen sowie das Gewährleisten sicherer und gesunder Arbeitsplätze verantwortlich. Das erfordert eine persönliche Beteiligung der Geschäftsführung, um eine Kultur zu entwickeln, zu führen und zu fördern, die A&G unterstützt. Zudem trägt die Geschäftsführung die Verantwortung für das Umsetzen der Arbeits- und Gesundheitsschutzrichtlinie, die Elemente wie eine Verpflichtung zu Konsultation und Beteiligung der Arbeitnehmer beinhaltet.
Abschnitt 6: Planung
umfasst Aspekte wie Gefährdungserkennung, Bewertung, Lenkung, rechtliche Anforderungen und Zielsetzung. Zudem liegt ein größerer Schwerpunkt auf dem Erkennen von Gefährdungen, die mit psychischen Erkrankungen verbunden sind, beispielsweise die Arbeitslast, Schikanierung oder die Führung und Kultur der Organisation.
Abschnitt 7: Unterstützung
beginnt mit einer Anforderung, dass Organisationen die notwendigen Ressourcen ermitteln und zur Verfügung stellen müssen, um das A&G-Managementsystem einzurichten, umzusetzen, aufrechtzuerhalten und kontinuierlich zu verbessern. Diese beinhalten Personal, Naturressourcen, Infrastruktur und Finanzressourcen.
Abschnitt 8: Betrieb
Organisationen müssen das Umsetzen von Änderungen so planen, dass keine neuen (unvorhergesehenen) Gefährdungen eingeführt werden und die A&G-Risiken nicht zunehmen. Zusätzlich dazu müssen sie die Chancen für die Verbesserung der A&G-Leistung identifizieren, die die Änderung eventuell ermöglicht.
Nach ISO 45001 müssen Organisationen Beschaffungsprozesse einrichten, die dem A&G-MS entsprechen, einschließlich der Definition von A&G-Kriterien für die Auswahl von Auftragnehmern.
Abschnitt 9: Leistungsbewertung
Ein wirkungsvolles A&G-MS unterliegt dem Prinzip der kontinuierlichen Verbesserung. Ein Prozess sollte als PDCA-Zyklus (Planen (Plan), Durchführen (Do), Prüfen (Check) und Handeln (Act)) gehandhabt werden und nicht statisch sein. Die ISO 45001 erfordert Prozesse für Konsultation und Beteiligung, Planung, Gefährdungserkennung, Risikobewertung und betriebliche Steuerung.
Abschnitt 10: Verbesserung
beinhaltet die Anforderung zum Eliminieren der Grundursache(n) von Vorfällen und Nichtkonformitäten. Dies entspricht dem übergreifenden Ziel der Norm, Arbeitsunfälle und berufsbedingte Erkrankungen zu verhindern und sichere und gesunde Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen.
Theresa Maro ist Marketing Executive für Systemzertifizierungen bei der BSI Group Deutschland GmbH. Die BSI Group (British Standards Institution) ist eine global agierende Normungsorganisation, für Standardentwicklung, Training, Auditierung und Zertifizierung.